Toni Kroos ist einer der besten und erfolgreichsten deutschen Fußballer der letzten Jahre, Weltmeister 2014 und fünffacher Champions-League-Sieger. Dennoch hat er in Deutschland seit jeher einen schweren Stand. Insbesondere wird ihm vorgeworfen, mit zahlreichen nutzlosen Querpässen zwar seine Passstatistik aufzuhübschen, aber nichts Sinnvolles für das Spiel seiner Mannschaft zu leisten. Der verächtliche Spitzname „Querpass-Toni“ macht schon länger die Runde, und nach der EM 2021 schlug auch Bayern-Präsident Uli Hoeneß gewohnt populistisch in diese Kerbe: Kroos passe „mit seinem Querpass-Fußball nicht mehr rein“ behauptete er.
Aber alle Daten widerlegen das „Querpass-Toni“-Image. So verglich der Kicker nach der Champions-League-Saison 2020/2021 die Passleistungen von Kroos mit denen von Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Ilkay Gündogan, drei Spielern, die von deutschen Fans meist vorteilhaft mit Kroos verglichen werden. Dabei kam unter anderem heraus: Kroos spielte 16% seiner Pässe vertikal – Kimmich dagegen nur 14%, Gündogan 13% und Goretzka 15%! Richtig: Kimmich, Gündogan und Goretzka spielten mehr Querpässe als Kroos!
Auch, was Pässe und Dribblings in die gegnerische Hälfte anging, war Kroos seinen Konkurrenten voraus – 12,7mal gelangen ihm solche Vorstöße pro Spiel, Kimmich 10,2mal, Gündogan 11,4mal, Goretzka nur 8,1mal. Das alles schaffte Kroos mit einer überragenden Passquote von 90%; Kimmich z.B. kam trotz seiner weniger risikoreichen Passweise auf nur 83%[i].
In der spanischen Liga war Kroos in derselben Saison der Feldspieler, der die meisten langen Bälle nach vorne gespielt hatte; bei den sogenannten key passes, den „Schlüsselpässen“, auf die direkt ein Torabschluss des Mitspielers folgt, lag er mit 2,4 pro Spiel ebenfalls auf Platz 1.
Und bei der EM? Nach der Vorrunde war Kroos der Spieler, der in reinen Zahlen die meisten Pässe ins letzte Angriffsdrittel gespielt hatte, und das mit Abstand (66 Pässe gegenüber 48 Pässen des zweitplatzierten Niederländers Daley Blind); bei den langen Bällen pro Spiel lag er auch nach Abschluss des Turniers noch auf Platz 1 unter den Feldspielern[ii].
Hoeneß lag also wie so oft daneben, und man kann nur Kroos rechtgeben, der zur Meinung des Bayernpräsidenten sagte, er habe mehr Sachverstand erwartet…
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