Auf Englands Weltmeistertrainer Alf Ramsey geht eine der populärsten Fußball-Weisheiten zurück: „Never change a winning team“, ändere niemals eine Mannschaftsaufstellung, die Erfolg hat. Ramsey holte damit tatsächlich den Titel, aber ist es grundsätzlich ein guter Ratschlag?
Drei Aspekte sollten dem Trainer sofort zu denken geben:
1. Da man im Laufe einer Saison oder eines Turniers gegen unterschiedliche Gegner spielt, könnten auch unterschiedliche Taktiken hilfreich und unterschiedliche Spielerfähigkeiten gefragt sein. Mit einer in Stein gemeißelten Aufstellung schränkt man seine Möglichkeiten unnötig ein.
2. Wenn die weiteren Spieler im Kader kaum Chancen sehen, eingesetzt zu werden, egal wie gut sie im Training sind und egal, ob ein einzelner Stammspieler im letzten siegreichen Spiel vielleicht eher schlecht ausgesehen hat, könnte sich das negativ auf deren (Trainings-)Motivation und die Stimmung im gesamten Team auswirken.
3. Da in der Regel im Laufe einer Saison mit Sperren und Verletzungen zu rechnen ist, ist es vermutlich gar nicht möglich, dauerhaft auf das eine Erfolgsteam zu setzen. Müssen dann aber die Reservespieler ran, sind die nicht eingespielt. Und die Stammmannschaft ist wohlmöglich demoralisiert, nachdem sie längere Zeit auf eine identische Aufstellung geprägt war.
Diese Überlegungen sollten die Wahrheit des Spruches bereits in Zweifel ziehen. Aber gibt es auch statistische Daten zu dem Thema? Klar – und die besagen: Wenn eine Mannschaft nach einem Sieg unverändert in die nächste Partie geht, hat sie eine Siegchance von etwa 36%. Ändert sie hingegen die Aufstellung, beträgt die Siegchance… 36%[i]! Es gibt keine statistisch erkennbaren Vor- oder Nachteile der „Never change a winning team“-Logik.
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