1938 erzielte der brasilianische Nationalspieler Leônidas da Silva einen Treffer gegen Polen per Fallrückzieher. Seither geistert durch die Fußballliteratur, das sei das erste Mal gewesen, dass die spektakuläre Technik zum Einsatz gekommen wäre. Und als da Silva 2004 starb, wurde in zahlreichen Nachrufen der „Erfinder des Fallrückziehers“ betrauert.
Doch tatsächlich ist da Silva nachweislich nicht der Erfinder – der erste zweifelsfrei dokumentierte Fallrückzieher war schon 1927 zu sehen gewesen, der Chilene David Arellano führte ihn während einer Europareise der chilenischen Nationalmannschaft in einem Match gegen Spanien vor[i]. Daher ist die Technik in der spanischsprachigen Welt als la chilena bekannt. Aber auch Chile ist wohl nicht das Ursprungsland des Fallrückziehers – allerdings wird es ab hier etwas vage.
In Peru heißt der Fallrückzieher la chalaca, „Die aus Callao“ – hier geht man davon aus, dass er in den 1890ern in der Hafenstadt Callao bei Amateurspielen erfunden wurde. Zwar gibt es dafür keine einwandfreien Belege, aber die Indizien überzeugten nicht nur manchen Sporthistoriker, sondern auch den peruanischen Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa[ii].
Doch vielleicht haben auch die Peruaner den Fallrückzieher nur übernommen. Denn 1872, im ersten Fußballländerspiel der Geschichte zwischen Schottland und England, sorgte der Schotte Billy MacKinnon mit einem „Überkopf-Tritt“ für Aufsehen und stehenden Applaus (er schoss allerdings damit nicht aufs gegnerische Tor, sondern klärte eine kritische Situation für die Schotten). War dieser „Überkopf-Tritt“ ein ganz früher Fallrückzieher? Zumindest auf einer Abbildung, die damals in der Zeitschrift The Graphic erschien und MacKinnons Kick of the Day zeigte, sieht es ganz danach aus[iii].
Nicht auszuschließen, dass die Bewohner der Hafenstadt Callao den Fallrückzieher von britischen Seeleuten beigebracht bekamen, die Technik sich anschließend über Südamerika ausbreitete – und schließlich über Arellano und da Silva nach Europa zurückkehrte…
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