Nach dem durchaus diskutablen englischen Siegtor gegen Dänemark im Halbfinale der EM 2021 fanden sich viele Schlaumeier, die meinten beweisen zu können, dass es gar nicht erst zu der strittigen Elfmetersituation hätte kommen dürfen. Ein Spielfoto kursierte im Internet, das einen zweiten Ball auf dem Spielfeld zeigte, kurz vor dem verhängnisvollen Elfmeterpfiff. Und wenn sich ein zweiter Ball im Spiel befindet, dann muss die Partie ja wohl unterbrochen werden, oder?
Dieser Irrtum kam im Rahmen jenes Spieles zwar zu großer Prominenz, war aber natürlich schon zuvor weit verbreitet. Dennoch: Ein zweiter Ball auf dem Feld führt nicht zwangsläufig zur Spielunterbrechung. Laut den offiziellen Regeln muss der Schiedsrichter, falls sich ein weiterer Ball oder ein anderes Objekt auf dem Platz befindet, das Spiel nur dann unterbrechen, wenn das Spielgeschehen gestört wird. Ob das der Fall ist, liegt einzig im Ermessen des Schiedsrichters; selbst in dem Fall, dass ein Spieler oder der Spielball in Kontakt mit dem zweiten Ball geraten, ist eine Unterbrechung nicht zwingend vorgeschrieben[i]. Im Falle der EM-Partie zwischen England und Dänemark bemerkten die Spieler den abseits des Geschehens liegenden Ball nicht einmal, eine Fortführung des Spiels war demnach nicht nur vertretbar, sondern sogar die einzig richtige Entscheidung[ii].
[i] Deutscher Fußballbund Fußball-Regeln 2018/2019, S. 37; einsehbar unter: https://www.dfb.de/fileadmin/_dfbdam/179710-AU1801301_Fussballregeln_2018_LowRes.pdf
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