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Es werden Posts vom Dezember, 2024 angezeigt.

IRRTUM: Ein bereits gelb-verwarnter Spieler darf sich "ein bisschen mehr erlauben"

  Eine Meinung, die man bei Diskussionen zu Platzverweisen immer wieder antrifft, ist die, bei einem bereits mit der Gelben Karte verwarnten Spieler solle der Schiedsrichter im Falle eines erneuten Vergehens auch mal „beide Augen zudrücken“, um keinen Platzverweis erteilen zu müssen. Anders ausgedrückt: Ein Spieler, der bereits Gelb gesehen hat, soll von nun an etwas großzügiger bewertet, ja geradezu geschützt werden. Oft begleitet von „Also, für dieses Foul gibt man doch nicht Gelb-Rot!“ Tatsächlich handhaben viele Schiedsrichter das offenbar so. Zu Recht? Zunächst mal sind die Fußballregeln hier eindeutig: „Zwei verwarnungswürdige Vergehen (auch wenn unmittelbar aufeinanderfolgend) sind mit je einer Verwarnung zu ahnden […] [i] “. Kein Wort davon, dass ein verwarnter Spieler danach geschont werden soll. Und wenn man darüber nachdenkt, ist das ja auch klar. Warum sollte ein bereits einmal negativ aufgefallener Spieler danach mit einem besonderen Schutz auch noch belohnt werden...

IRRTUM: Indien sagte eine WM ab, weil man nicht barfuß spielen durfte

  Bei den Olympischen Spielen 1948 sorgte die Nationalmannschaft Indiens für Aufsehen: Nicht nur schlugen die Inder sich gegen den hohen Favoriten Frankreich recht ordentlich, sie spielten vor allem auch ohne Schuhe. Manche Spieler trugen Socken oder hatten Binden um die Füße gewickelt, doch die meisten waren barfuß im Einsatz. Als die FIFA auf dieses Kuriosum aufmerksam wurde, verkündete sie, bei FIFA-Wettkämpfen wie der Weltmeisterschaft würden Schuhe verpflichtend sein. Nur zwei Jahre darauf wurde Indien zur Teilnahme an den Qualifikationsspielen um die WM 1950 eingeladen – und hätte, da alle anderen asiatischen Mannschaften sofort absagten, sogar kampflos zum Turnier fahren können. Doch dann sagte auch der indische Verband die Teilnahme ab, und die WM 1950 musste ohne asiatische Mannschaft stattfinden. Rückblickend wäre das Turnier für Indien eine große Chance gewesen – danach schaffte man es nie wieder in die Nähe einer WM. Heute ist Indien das größte Land, das sich nie für ...

IRRTUM: Berti Vogts verfasste ein Weihnachtsgedicht (Weihnachtsspezial 3)

  In der Weihnachtszeit 1993 reiste die deutsche Fußballnationalmannschaft nach Nordamerika, wo sie drei Spiele bestritt – eine Niederlage gegen Argentinien am 15. Dezember, einen Sieg gegen die USA am 18. und schließlich ein Unentschieden gegen Mexiko am 22. Dezember. Bundestrainer Berti Vogts im Allgemeinen und seine Entscheidung, Lothar Matthäus zum Kapitän zu machen, im Besonderen standen damals heftig in der Kritik. Die Medien zerrissen Mannschaft, Trainer und Kapitän förmlich und die Spieler beschlossen einen Medienboykott. Trainer Vogts wählte einen anderen Weg. Zur allgemeinen Überraschung trug er auf einer Pressekonferenz nach dem Mexiko-Spiel ein kleines Gedicht vor:   Ein bisschen mehr Friede und weniger Streit, Ein bisschen mehr Güte und weniger Neid, Ein bisschen mehr Liebe und weniger Hass, Ein bisschen mehr Wahrheit, das wäre doch was!   Sofort wurde Vogts poetischer Erguss in den Medien als „selbstgedichtet“ bezeichnet, und bis heute wird d...

IRRTUM: Während des Weihnachtsfriedens schlug ein deutsches Team ein englisches (Weihnachtsspezial 2)

  Es ist eine Geschichte, fast zu kitschig, um wahr zu sein: Weihnachten 1914, im ersten Jahr des Ersten Weltkrieges, verbrüderten sich zumindest mancherorts die deutschen und englischen Soldaten (und einige Franzosen), die sich in den Schützengräben gegenüberlagen, spontan. Entgegen ihren Befehlen verließen sie ihre Stellungen, sangen und feierten gemeinsam im Niemandsland, tauschten Rationen und Ausrüstung – und spielten auch Fußball. Bis dahin stimmt das alles. Es mag ein bisschen merkwürdig anmuten (und ist vielleicht der deutsch-englischen Fußballrivalität geschuldet), dass bei einer Geschichte um Versöhnung und internationale Verständigung so viel darüber gesprochen wird, wer dieses Fußballspiel denn nun gewonnen hat. In Deutschland wird durchgängig von einem deutschen Sieg ausgegangen, in England gibt es sowohl Überlieferungen, nach denen die Deutschen am Ende die Nase vorn haben, als auch solche, in denen die Engländer siegen. Aber alle, die von dem deutschen oder engli...

IRRTUM: Jesus und seine Jünger waren die ersten Fußballer (Weihnachtsspezial 1)

 Okay, natürlich glaubt niemand wirklich, dass Jesus und seine Jünger die erste Fußballmannschaft waren. Aber ein beliebter Witz behauptet, eine Bibelstelle lege diese Interpretation nahe. Denn schließlich heißt es in der Heiligen Schrift: "Jesus stand im Tor von Nazareth, und die Jünger standen Abseits". Witzig. Aber nur, wenn sich dieses Zitat oder zumindest ein ähnliches tatsächlich in der Bibel findet. Doch das ist leider nicht der Fall. Die vermeintliche Bibelstelle ist frei erfunden [i] .  Auch ein zweiter populärer Bibel-Fußballwitz teilt dieses Schicksal:   Die deutsche Nationalmannschaft wird schon in der Bibel erwähnt! Denn dort heißt es: „Sie trugen seltsame Gewänder und irrten planlos umher.“   Aber auch dieses vermeintliche Bibelzitat ist keines. In diesem Fall gibt es aber tatsächlich eine echte Bibelstelle als möglichen Hintergrund. Denn in Jeremia 50,6 steht geschrieben: „…ihre Hirten führten sie in die Irre, trieben sie ziellos in die...