Wenn Frauen die gleichen Möglichkeiten im Fußball geboten bekämen wie Männer, dann würden sie auch genauso gut spielen – so zumindest behaupten es viele eher feministisch eingestellte Fußballfans. Der Qualitätsunterschied zwischen Frauen- und Männerfußball läge demnach vor allem darin begründet, dass Männer erstens schon viel früher Erfahrungen am Ball sammeln (sobald ein Junge laufen kann, wird ihm ein Ball hingerollt, während ein Mädchen immer noch eher vor einen Puppenwagen gestellt wird), zweitens früher und intensiver gefördert werden und drittens, sobald sie im Leistungsbereich angekommen sind, vom Fußball leben und sich komplett darauf konzentrieren können (während die meisten Frauen nebenher noch anderweitig für ihren Lebensunterhalt sorgen müssen).
Das ist sicher teilweise richtig. Im technisch-taktischen Bereich holen die Frauen gewaltig auf, seit die Unterschiede etwas schrumpfen. Immer noch auffällige Schwächen – im Frauenfußball verspringen immer noch mehr Bälle als bei den Männern, es gibt immer noch nur wenige wirklich hochklassige Torhüterinnen – dürften auf diese strukturellen Nachteile zurückgehen und nicht auf eine grundsätzliche weibliche Unterlegenheit. Dennoch wird Frauenfußball nie so gut sein wie Männerfußball. Denn auch körperliche Belange spielen beim Fußball eine große Rolle. Und hier haben die Männer einen bei aller Gleichberechtigung uneinholbaren Vorteil: Sie haben einfach mehr Muskelmasse. Männer laufen schneller und schießen härter, nicht nur bei gleichem Trainingszustand. Auch (etwas) schlechter trainierte Männer sind Frauen in den meisten schnelligkeits- und/oder kraftbasierten Sportarten überlegen, weswegen Frauenfußballteams nur gegen jüngere oder unterklassige Herrenmannschaften spielen – und weswegen auch z.B. in der Leichtathletik die Wettkämpfe geschlechtsgetrennt stattfinden.
Auch der hochklassige Frauenfußball ist heute noch wesentlich langsamer als der der Herren; Fußballerinnen legen während eines Spiels etwa ein Drittel weniger Sprintstrecken zurück als ihre männlichen Kollegen, und das, obwohl bei den Frauen bereits ein Lauf mit 20km/h als Sprint gewertet wird, während ein Mann dafür auf 24km/h kommen muss[i].
Das ist ein Unterschied, den keine Förderkampagne und keine Gehaltsangleichung jemals wettmachen kann.
Das muss allerdings nicht zwingend schlecht für den Frauenfußball sein: In einigen Sportarten zeigt sich bereits, dass durch die zunehmende Athletik die Frauenwettkämpfe, in denen technische und taktische Fertigkeiten wegen des körperlichen Rückstandes immer noch eine große Rolle spielen, im Vergleich zu den immer mehr athletikbasierten Männerwettkämpfen als interessanter wahrgenommen werden. Als Paradebeispiel gilt Volleyball: Während bei den Männern fast nur noch mit Kraft und weiten Schlägen ins gegnerische Feld gearbeitet wird und die Zuschauerzahlen schwinden, lockt der Damenvolleyball mit seinen taktischen Spielzügen und technischen Feinheiten zahlreiche Zuschauer an. Eine Entwicklung, die durchaus auch dem Fußball blühen könnte…
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