IRRTUM: In den 70er Jahren duellierten sich in der Bundesliga offensive Gladbacher mit defensiven Bayern
In den frühen 70er Jahren wurde die Bundesliga vom Zweikampf um den Titel zwischen Bayern München und Borussia Mönchengladbach beherrscht – zwischen der Saison 1968/1969 und der Saison 1976/1977 wurde Bayern viermal, Gladbach fünfmal deutscher Meister. Viele Fans erinnern sich an diese Zeiten auch als Duell zweier Spielphilosophien: Auf der einen Seite das Gladbach Hennes Weisweilers und (anfangs) Günter Netzers, das einen atemberaubenden Offensivfußball spielte, auf der anderen Seite Franz Beckenbauers Bayern mit einem minimalistischen, erfolgsorientierten Spielansatz, der zu zahlreichen 1:0-Siegen führte.
Aber die Statistik belegt schon fast das Gegenteil. Insgesamt erzielte Bayern München in den neun Spielzeiten 715 Tore bei 402 Gegentreffern, Gladbach hingegen 676 Tore bei 374 Gegentreffern – die Bayern waren also offensiv erfolgreicher und defensiv wackliger. In der Saison 1971/1972 schossen die Bayern 101 Tore, bis heute Rekord[i]. Den Titel holte in der Regel die bessere Defensive, nicht die treffsicherere Offensive – das galt auch für Gladbachs Siege. So wurden die Gladbacher 1969/1970 mit 71 Toren und 29 Gegentoren Meister. Bayern hatte in derselben Saison 88 Tore erzielt, aber auch 37 Gegentore kassiert und landete auf Rang Zwei (auch der Dritte, der 1. FC Köln, hatte mehr Tore geschossen als Gladbach, nämlich 83)[ii]. Von den berüchtigten 1:0-Siegen erlebte Bayern in den neun Spielzeiten nur 23, also weniger als drei pro Saison, dafür eine ganze Reihe von höchst unterhaltsamen Partien mit zahlreichen Toren wie die legendäre 4:7-Klatsche in Kaiserslautern in der Saison 1973/1974[iii]. Der bayrische Ergebnisfußball der 70er ist also ein reiner Mythos.
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