Im letzten Beitrag haben wir uns mit dem Mythos beschäftigt, nur der sogenannte „letzte Mann“ dürfe eine rote Karte für ein torverhinderndes Foul sehen. Aber ein anderer Mythos ist noch verbreiteter und noch falscher:
„Es ist nur ein
Foul, wenn der Ball nicht gespielt wurde!“
Diese Überzeugung treibt in den sozialen Medien wilde Blüten. Da wird dann eine brutale Grätsche von hinten Bild für Bild analysiert, um herauszufinden, ob der grätschende Spieler irgendwann im Bewegungsablauf den Ball leicht touchiert hat – um dann stolz zu verkünden, die Szene sei ja wohl kein Foul gewesen, sondern „Ball gespielt“. Aber tatsächlich spielt es praktisch überhaupt keine Rolle, ob bei einem Foul der Ball gespielt wurde oder nicht. Foul ist Foul, unabhängig von einer Ballberührung.
Die offiziellen Fußballregeln enthalten in der Erläuterung der Vergehen, die zu einem direkten Freistoß (bzw. zu einem Strafstoß) führen und in der Definition der Schwere eines Fouls nicht einen einzigen Satz zu Ballberührungen. Sie sind erstmal bedeutungslos für die Einschätzung eines Fouls.
Damit hat sich das Thema den Regeln nach eigentlich bereits erledigt, es soll aber nicht unterschlagen werden, dass in der Schiedsrichter-Community tatsächlich viel über das Thema „Ball gespielt“ gesprochen wird. Denn in unklaren und grenzwertigen Szenen kann eine Ballberührung durchaus vom Schiedsrichter als Hinweis interpretiert werden, dass hier kein absichtliches Foulspiel vorlag, sondern eher ein „normaler“ Körperkontakt im Kampf um den Ball.
Ein Foul anhand einer Ballberührung im Verlauf der Spielszene wegdiskutieren zu wollen, ist aber auf jeden Fall unsinnig.
Quellen: Kellner, Uwe (2021): „Differenziert betrachten: Schiri, ich hab doch den Ball gespielt?“ (https://www.anpfiff.info/sites/cms/artikel.aspx?SK=7&Btr=97022&Rub=109); Deutscher Fußballbund: Fußball-Regeln 2023/2024, s.80f. (https://www.dfb.de/fileadmin/_dfbdam/287914-AU2300707_PL_Broschuere.pdf)
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