Eine kuriose nigerianische Legende besagt, die heimische Nationalmannschaft sei bei der WM 1950 von Indien mit 99:1 abgeschossen worden. Die Inder seien daraufhin der Verwendung schwarzer Magie bezichtigt und zeitweise aus der FIFA ausgeschlossen worden. Manchmal wird die Magie auch in blumigen Details ausgeschmückt: Der Ball habe sich unter anderem in einen Feuerstrahl oder in einen wilden Löwen verwandelt, so dass die Nigerianer ihn ins Tor rauschen lassen mussten. Oder er habe sich in der Luft multipliziert, der nigerianische Torhüter sei dann stets nach dem falschen Ball gehechtet.
Der Schütze des einzigen nigerianischen Tores, als Name wird oft Samuel Okwaraji genannt, schaffte es irgendwie, einen in Stein verwandelten Ball ins indische Tor zu treten. Überdies war der Ball auch noch vergiftet, und so starb Okwaraji kurz nach seinem Ehrentreffer auf dem Platz.
Dieser offenkundige moderne Mythos hat in Europa natürlich kaum Anhänger, taucht aber in Afrika und so auch in internationalen Online-Diskussionen immer mal wieder auf. Daher sei er hier kurz und knapp widerlegt:
Weder Nigeria noch Indien (noch sonst irgendeine afrikanische oder asiatische Mannschaft) nahmen an der WM 1950 teil[i]. Da Indien auch danach nie an einer WM teilnahm, kann zudem keine Verwechslung der Jahreszahl vorliegen.
Indien war in den 50ern nie von der FIFA gesperrt, schon gar nicht wegen „schwarzer Magie“[ii].
Der höchste Sieg bei einer WM war das 10:1 Ungarns gegen El Salvador bei der WM 1982, der höchste Sieg während der WM 1950 das 8:0 Uruguays gegen Bolivien[iii].
Auch ein passendes Freundschaftsspiel hat es nie gegeben; Indiens höchster Sieg aller Zeiten ist ein 7:1 gegen Australien 1955, Nigerias höchste Niederlage ein 0:7 gegen Ghana, interessanterweise ebenfalls 1955.
Und Samuel Okwaraji? Der war wirklich nigerianischer Nationalspieler und starb wirklich tragisch während eines Länderspiels – allerdings erst 1989 bei einer WM-Qualifikationspartie gegen Angola an den Folgen von hohem Blutdruck und einem undiagnostizierten Herzfehler[iv].
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