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IRRTUM: Vor allem die Ölscheich-Klubs kaufen Spieler zu enormen Preisen ein

 Warum werden auf dem Transfermarkt mittlerweile solche Mondsummen bezahlt?

Für viele Fans ist die Antwort klar: Es sind die Milliarden der nahöstlichen Ölscheichs, die nahezu unbegrenzt auf den Markt geworfen werden. Die Scheichklubs aus Saudi-Arabien sowie die von Scheichs übernommenen Paris St. Germain, Manchester City und Newcastle United zahlen Unsummen für die Spitzenspieler dieser Welt, stellen jedes Jahr neue Transferrekorde auf und lassen die „normalen“ Klubs im Regen stehen.

Aber stimmt das? Unbestritten beeinflusst die Existenz der Scheichklubs mit ihren schier endlosen Ressourcen den Transfermarkt, aber tätigen diese Vereine tatsächlich die teuersten Transfers – in so abgehobenen Dimensionen, dass Klubs ohne Mäzen aus Nahost nicht mehr mithalten können?

Wenn wir uns die Liste der Rekordtransfers ansehen, scheint sich das eher nicht zu bestätigen. Wie viele der 25 teuersten Spieler aller Zeiten wechselten wohl zu PSG, ManCity, Newcastle oder in die Wüste? Alle 25? 20? 15? Wenigstens die Hälfte, also zwölf oder 13?

Weit gefehlt: Stand August 2025 verteilen sich ganze sechs der teuersten Spielereinkäufe aller Zeiten auf diese Klubs – nicht einmal ganz ein Viertel!

PSG hat drei der 25 teuersten Transfers aller Zeiten getätigt – darunter allerdings wohlgemerkt mit Neymar für etwa 222 Millionen und Kylian Mbappe für etwa 180 Millionen € die zwei allerteuersten. Das liegt allerdings auch schon wieder ein paar Jährchen zurück, Neymar wurde 2017 geholt, Mbappe 2018. Mit dem Transfer von Randal Kolo Muani für 95 Millionen 2023 belegt man außerdem noch den geteilten 19. Platz.

Manchester City ist in der Liste zweimal vertreten – auf Platz 11 (Jack Grealish, 117,5 Mio.) und dem geteilten Platz 24 (Josko Gvardiol, 90 Mio.).

Aus Saudi-Arabien kommt ein einziger Transfer – wieder Neymar, zu Al-Hilal, für 90 Mio. (also zusammen mit ManCitys Gvardiol auf Platz 24).

Newcastle United findet sich in den Top 25 überhaupt nicht – ihr teuerster Transfer, Alexander Isak für 70 Mio., belegt gerade einmal den 62. Platz.

Aber wer sind dann die Vereine, die in dieser Liste auffällig sind?

Der FC Chelsea und Real Madrid sind die Spitzenreiter, beide jeweils viermal vertreten. Der oft als „etwas anderer Klub“ mit starkem Rückgrat aus der eigenen Jugend verklärte FC Barcelona ist dreimal in der Top 25, darunter auf den Plätzen 3 (Ousmane Dembélé, 148 Mio.) und 4 (Philippe Couthino, 135 Mio.).

Außerdem erwähnenswert: Der FC Liverpool gönnte sich im aktuellen Transferfenster Florian Wirtz für 125 Mio. € (Platz 7) und Hugo Etikité für 95 Mio. € (geteilter Platz 19) – die einzigen beiden Top-25-Transfers in diesem Jahr.

Die These, dass insbesondere Scheich-Klubs Unsummen für Starspieler ausgeben, bestätigt sich also nicht.

 

Quelle: https://www.transfermarkt.de/statistik/transferrekorde

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