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Es werden Posts vom Februar, 2024 angezeigt.

IRRTUM: Im Funino gibt es keine Siege und keine Niederlagen mehr, Tore zählen nicht

 Die Einführung des neuen Jugendfußballsystems Funino ist in Deutschland von viel Kritik begleitet. In manchen Fällen scheint aber klar zu sein: Die Kritiker haben sich nicht wirklich mit der Idee und den Regeln von Funino beschäftigt. So auch im Falle eines der häufigsten vermeintlichen Kritikpunkte: Den Kindern würden Siege und Niederlagen genommen, da es im Funino keine Sieger gebe. Dies wird dann gerne als Beispiel der modernen Verweichlichung herangezogen oder gleich mit rechten Kampfbegriffen wie "linksgrün-versifft" oder "woke" bedacht. Außerdem würden, da ja kein Sieger ermittelt wird, auch keine Tore mehr gezählt. Aber tatsächlich haben Funino-Festivals, zumindest sofern sie nach dem üblichen "Champions League"-Modus gespielt werden, nicht nur einen endgültigen Sieger nach Ende des Turniers, sondern auch in jedem der zahlreichen Spiele. Denn ein Funino-Turnier läuft ja so ab, dass auf mehreren Feldern gleichzeitig Spiele stattfinden. Der Sieger ei...

IRRTUM: Mädchen profitieren davon, möglichst lange bei den Jungs mitzuspielen

  Es ist nicht einfach nur eine Stammtischbehauptung, sondern offizieller Standpunkt des DFB, der auch auf der Website des Verbandes mehrfach bekräftigt wird: Mädchen profitieren fußballerisch davon, möglichst lange am Jungenfußball teilzunehmen. Zunehmend wird daher das gemischte Spiel gefördert und für Mädchen und Frauen immer mehr vereinfacht, auch länger als früher möglich in Jungen- und Herrenmannschaften zu spielen. Aber auch in der breiten Bevölkerung hält sich diese Ansicht beharrlich, und viele Trainer und Fußball-Eltern meinen die Erfahrung gemacht zu haben, dass Mädchen, die lange in einer Jungenmannschaft trainiert und gespielt haben, schneller, härter, mutiger und rundherum besser sind. Überraschend belegte eine ausführliche Studie des Nachwuchsförderzentrums der Juniorinnen an der Universität Würzburg 2018, dass diese Ansicht falsch ist. 370 Spielerinnen mit unterschiedlichen Ausbildungswegen wurden auf ihre fußballbezogenen Kompetenzen und deren Entwicklung in Mädc...

IRRTUM: Ein Zettel verriet Jens Lehmann 2006 die Schussrichtungen der argentinischen Elfmeterschützen

  Es ist eine der beständigsten Mythen der jüngeren deutschen Fußballgeschichte: Im Viertelfinale der Heim-WM 2006 kommt es zum Elfmeterschießen zwischen Deutschland und Argentinien. Torwarttrainer Andreas Köpke steckt seinem Keeper Jens Lehmann ein Zettelchen zu, welches dieser im Stutzen verstaut und vor jedem Elfmeter der Argentinier konsultiert. Lehmann hält gegen Ayala und Cambiasso, Deutschland gewinnt – und das Zettelchen wird zur Legende. Angeblich hätte es Informationen über die bevorzugten Schussrichtungen aller Argentinier enthalten und es Lehmann so ermöglicht, die entscheidenden Elfer abzuwehren. Bis heute wird das in der Fußballliteratur so weitererzählt, selbst das hervorragende Der Fußball – Die Wahrheit , dem ich viele Anregungen und Informationen für diesen Blog verdanke, behauptet auf Seite 139: „Dank des Zettels von Vorgänger Kahn hält Jens Lehmann bei der WM 2006 gegen Argentiniens Cambiasso“. Dabei sieht die Wahrheit ganz anders aus, und das ist auch ohne ge...

IRRTUM: Je mehr Fans im Stadion sind, desto besser für das Heimteam

  Vor wichtigen Spielen werden die Zuschauer oft aufgerufen, in besonders großer Zahl ins Stadion zu strömen. Denn wenn die Anwesenheit von Fans ein Team stärker macht, dann bedeuten noch mehr Fans ja wohl ein noch stärkeres Team. Oder? Eine ganz andere Erfahrung machte die Nationalmannschaft von Singapur 2002 als Gastgeber der Südostasienmeisterschaft. Vor dem Eröffnungsspiel gegen den Erzrivalen Malaysia hatte eine lokale Zeitung die Menschen dazu aufgerufen, in Massen ins Stadion zu kommen, um die Mannschaft zu unterstützen. Doch Singapur unterlag vor ausverkauftem Haus mit 0:4 – und die Spieler beklagten sich später, die lautstarke Kulisse hätte sie verunsichert. Kein Einzelfall. Wie wir demnächst in einem Extra-Artikel sehen werden, ist der Einfluss der Fans im Stadion auf das Ergebnis wesentlich weniger bedeutend als gemeinhin angenommen. Eine Ausnahme aber gibt es: Wenn sich ungewöhnlich viele Fans im Stadion befinden, sinken die Chancen der Heimmannschaft. Ja, richtig g...

IRRTUM: Die WM 1990 war ein großartiges Turnier

  Die Weltmeisterschaft in Italien 1990 wird in Deutschland als ein absolutes Highlight der Fußballgeschichte erinnert, gar von der besten WM aller Zeiten ist bisweilen die Rede. Aber außerhalb Deutschlands sind die Erinnerungen an das Turnier weniger rosig. Es war die WM mit den wenigsten Toren pro Spiel (2,21) [i] ; in der Vorrundengruppe F mit England, Irland, den Niederlanden und Ägypten fielen nur sieben Tore in sechs Spielen, fünf der Partien endeten 0:0 oder 1:1. Irland kam mit drei Unentschieden und zwei Toren als Gruppenzweiter weiter – und erreichte mit einem weiteren 0:0 im Achtelfinale gegen Rumänien nach Elfmeterschießen sogar noch das Viertelfinale. Das Viertelfinale zwischen England und Kamerun war das einzige Spiel des gesamten Turniers, in dem beide Mannschaften mehr als ein Tor erzielen konnten – dafür benötigten sie allerdings auch drei Elfmeter. Der spätere Weltmeister Deutschland erzielte nach dem Achtelfinale kein einziges Tor mehr aus dem Spiel heraus: Da...