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Es werden Posts vom Februar, 2025 angezeigt.

IRRTUM: Ausländer in der Liga schaden der Nationalmannschaft

  Wann immer die englische Nationalmannschaft bei einem großen Turnier früher ausscheidet als erwartet, wird von vermeintlichen Experten die gleiche These verbreitet: Die vielen Ausländer in der Premier League schwächen die Nationalmannschaft. Denn schließlich nähmen die fremden Spieler den einheimischen Talenten die Plätze in den Mannschaften weg. Mehmet Scholl war in seiner Zeit als Fernsehexperte ein besonders fleißiger Verbreiter dieser Behauptung, die, wenn man mal kurz darüber nachdenkt, eine unangenehme Nähe zu rechten Mythen über Arbeitsplätze stehlende Zuwanderer hat. Aber ist vielleicht trotzdem etwas dran? Eine aktuelle Statistik stellt das in Frage: In der Saison 2020/2021 war von den fünf großen europäischen Ligen die italienische die, in der einheimische Spieler auf die geringste Spielzeit kamen – nur 35,5% der Gesamtspielzeit aller Spiele in der Liga wurde von Italienern bestritten. Engländer kamen in der Premier League auf 38%, Deutsche in der Bundesliga auf 40,8%...

Jubiläums-Spezial: Wembley-Mythen

  Zur Feier des 100sten Irrtümer-Posts auf dieser Seite widmen wir uns gleich mehreren in Deutschland extrem populären Mythen, die sich um eine einzige Szene ranken. Denn ein Moment überschattet in der deutschen Fußballwahrnehmung alle anderen und ist von mehr unreflektiert immer weiter erzählten Mythen umrankt als jede andere Spielszene der Fußballgeschichte: Das fünfte Tor im WM-Finale 1966 zwischen Deutschland und England, das dritte für die Briten und letztlich das Siegtor. Das „Wembley-Tor“. Der Schuss von Geoff Hurst in der 11. Minute der Nachspielzeit knallte an die Unterkante der Latte, sprang auf den Boden und von dort aus dem Tor heraus. Die Engländer jubelten, der Schiedsrichter erkannte auf Tor und Deutschland unterlag. Die Überzeugung, der Ball sei nicht über der Linie gewesen und Deutschland damit um den Sieg betrogen worden, sorgt noch heute für Ressentiments gegenüber der englischen Fußballnationalmannschaft. Aber bei weitem nicht alles, was die deutschen Fans über ...

IRRTUM: Flügelspiel ist effektiver als Angriffe durch die Mitte

  Dem Spiel über die Flügel wird im Fußball oft besondere Effektivität nachgesagt, eine grundsätzliche Überlegenheit gegenüber dem Spiel durch die Mitte. Keinesfalls soll hier natürlich bezweifelt werden, dass es Mannschaften gibt, für die das Spiel über die Flügel besonders erfolgsversprechend ist, oder Spielsituationen, in denen es sich anbietet. Aber sollte jede Mannschaft sich auf das Flügelspiel konzentrieren, weil es tatsächlich grundsätzlich effektiver ist? Sportwissenschaftler Roland Loy errechnete: Etwa 1,5% aller über die Außenbahnen vorgetragenen Angriffe führen zum Torerfolg. Währenddessen beträgt die Erfolgsquote von Angriffen durch die Spielfeldmitte… 1,5%. Es gibt, in großen Zahlen, keinen Unterschied in der Effektivität [i] ! Dumm gelaufen für den Trainer: Er muss seine Angriffstaktik weiterhin nach den Fähigkeiten des eigenen Teams und der Gegner wählen, statt einfach immer auf das Flügelspiel setzen zu können… [i] https://www.bdfl.de/images/ITK/2011/0...

IRRTUM: Die Abseitsregel ist besonders kompliziert

  Im ansonsten sehr einfachen Fußballregelwerk gilt die Abseitsregel als die große Ausnahme, die eine kaum verständliche Vorschrift. Eine regelrechte Geheimwissenschaft, an deren Verständnis die wahren Experten zu erkennen sind. Ebenjene „Experten“ erklären das Abseits gerne kompliziert und umständlich, oft mit dem berüchtigten Verschieben von Salz- und Pfefferstreuer auf dem Esstisch. Aber in Wirklichkeit ist die Abseitsregel banal einfach zu erfassen. Man muss eigentlich nur drei Dinge wissen: 1. Ein Spieler ohne Ball steht im Abseits, wenn sich zwischen ihm und dem gegnerischen Tor weniger als zwei gegnerische Spieler befinden. 2. Der entscheidende Zeitpunkt ist der Moment, in dem der Ball nach vorne gespielt wird. Ist der Ball bereits unterwegs und ein Spieler läuft hinter die gegnerische Abwehr, um ihn zu erlaufen, ist das kein Abseits. 3. Eine Abseitsstellung wird nur abgepfiffen, wenn der betreffende Spieler ins Spiel eingreift. Das ist wirklich schon alles [1] . I...

IRRTUM: Sex vor dem Spiel ist leistungsmindernd

  Vor der Europameisterschaft 2000 verkündeten die Spieler der schwedischen Nationalmannschaft, während des gesamten Turniers auf Sex zu verzichten. „Wenn ich in der Nacht vor einem Spiel Sex habe“, behauptete der Mittelfeldstar Freddie Ljungberg, „verliere ich jegliches Gefühl in meinen Füßen. Ich bin dann vollkommen leer und kann den Ball nicht mehr kontrollieren.“ Er wollte sich stattdessen auf das abendliche Anschauen von Erotikfilmen beschränken. Ganz anders sah es der deutsche Nationaltrainer Berti Vogts bei der EM 1996: „Sex vor einem Spiel? Das können meine Jungs halten, wie sie wollen. Nur in der Halbzeit, da geht nichts.“ Wer hat es denn nun richtig gemacht? Es gibt wohl nur ein anderes Thema, das die Menschen ähnlich stark interessiert wie Fußball: Sex. Und so entspinnt sich vor jedem großen Turnier wieder die Debatte: Sollten die Spieler sich während des Turniers mit ihren Partnerinnen treffen dürfen? Denn Sex vor dem Sport sei ja schließlich leistungsmindernd, wie ...

IRRTUM: Ein Fußballspiel löste einen Krieg aus

Vielen Fans und auch Freunden kurioser historischer Fakten ist der Begriff des „Fußballkriegs“ vertraut. In den 60ern seien die Ausschreitungen rund um das entscheidende WM-Qualifikationsspiel zwischen Honduras und El Salvador derart eskaliert, dass sich die Länder den Krieg erklärten. Tatsächlich spielten Honduras und El Salvador im Juni 1969 um die WM-Teilnahme; El Salvador setzte sich nach der dritten Partie (damals gab es bei Gleichstand kein Elfmeterschießen, sondern ein Wiederholungsspiel) durch und fuhr zum Turnier in Brasilien. Tatsächlich waren die Spiele von gewalttätigen Ausschreitungen begleitet, und tatsächlich brach kurz nach dem letzten Spiel Krieg zwischen den beiden Ländern aus. Doch weder war das Fußballspiel der Auslöser des Konflikts, noch war das Ganze eine lustige Angelegenheit, die in Kuriositätenlisten zum Schmunzeln gut aufgehoben ist. In den 60er Jahren flüchteten viele verarmte Bauern aus dem armen und überbevölkerten El Salvador in das etwas besser d...