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Es werden Posts vom Juli, 2025 angezeigt.

IRRTUM: Sepp Herberger sagte "Elf Freunde müsst ihr sein"

Dem früheren deutschen Nationaltrainer Sepp Herberger (1897 – 1977) werden zahlreiche langlebige Sinnsprüche über den Fußball nachgesagt, etwa „Der Ball ist rund, und das Spiel dauert 90 Minuten“ oder „Das nächste Spiel ist immer das Schwerste“. Auch die Behauptung „Elf Freunde müsst ihr sein“, die dem quintessenziellen deutschen Jugendfußballbuch von Sammy Drechsel und einem populären Fußballmagazin den Namen gab, wird immer wieder Herberger zugeschrieben. Doch hat er das wirklich gesagt?   Nun, dass er es gesagt hat, ist natürlich durchaus möglich. Aber mit Sicherheit ist er nicht der Urheber des Zitats. Denn „Elf Freunde müsst ihr sein, wenn ihr Siege wollt erringen“ war bereits im Jahr 1900 auf dem Sockel der Viktoria-Statue eingraviert, die von 1903 bis 1944 als Wanderpokal an den deutschen Meister vergeben wurde. Der Urheber des Spruchs ist damit unbekannt, möglicherweise stammt er direkt von dem Kunstprofessor Rauch, der die Statue anfertigte. Erstmalig nachweisbar z...

IRRTUM: Uwe Seeler spielte ausschließlich für den HSV

  Uwe Seeler, „Uns Uwe“, die große Identifikationsfigur des Hamburger SV – und ein klassisches Beispiel für einen One-Club-Man , denn schließlich hat er seine gesamte Karriere beim HSV verbracht – zwischen 1946 und 1953 für die Jugendmannschaft, dann bis zum Karriereende 1972 im Bundesligateam. Oder? Es ist ein bisschen spitzfindig, aber tatsächlich führen alle offiziellen Statistiken einen zweiten Verein, für den Seeler aktiv war: 1978 bestritt der längst zurückgetretene Stürmerstar ein einziges Punktspiel in der irischen Liga für Cork Celtic [i] (und erzielte zwei Tore bei einer 2:6-Niederlage gegen die Shamrock Rovers). Seeler, dem viel an seinem One-Club-Man- Status lag, sprach nie gerne über diese Episode. Offenbar war er in dem Glauben in die von seinem Sponsor Adidas organisierte Partie gegangen, es handele sich um ein inoffizielles Benefizspiel. Dass die Regeln der irischen Liga damals erlaubten, Gastspieler für reguläre Ligaspiele zu melden, war ihm nicht bekannt… ...

IRRTUM: Es gibt keine homosexuellen Fußballer

  „Gibt es nicht, sag ich nix dazu. Gibt es nicht. Es gibt keine schwulen Fußballer.“ O-Ton Mario Basler. Der Ex-Fußballprofi äußerte sich mehrfach derart und vertritt damit eine Meinung, die in der Gesellschaft immer noch weit verbreitet ist. Im Internet stößt man bisweilen auf die Behauptung, man „müsse auf Frauen stehen, um gut Fußball spielen zu können“ – soll heißen, alle männlichen Spitzenfußballer sind heterosexuell, alle weiblichen Spitzenfußballerinnen lesbisch. Verteidiger dieser These weisen darauf hin, dass Studien vermuten lassen, der Anteil von Homosexuellen sei unter Profifußballerinnen deutlich höher als in der Gesamtgesellschaft – 30 bis 40 Prozent gegenüber rund fünf Prozent [i] . Als Erklärung wird zum einen angeboten, im sportlichen Wettkampf könnten Frauen ihre eher „männlichen“ Seiten wie Aggressivität und Ehrgeiz ausleben, zum anderen, durch die höhere Akzeptanz lesbischer Beziehungen im Fußball sei der Sport eine verlockende Anlaufstelle für junge lesbisch...

IRRTUM: Eine Doppelbestrafung (Rote Karte und Elfmeter für ein Foul) ist verboten

 Vor ein paar Tagen hatte die deutsche Frauennationalmannschaft bei der Europameisterschaft einen herben Rückschlag zu beklagen: Das letzte Vorrundenspiel gegen Schweden ging mit sage und schreibe 1:4 verloren. Ein Aspekt des Debakels: Beim Stand von 1:2 klärte Abwehrspielerin Carlotta Wamser einen Torschuss mit der Hand auf der deutschen Torlinie – Platzverweis für Wamser und Elfmeter für Schweden. Fridolina Rolfö verwandelte zum 3:1 aus schwedischer Sicht. Und in Deutschland gab es einen Aufschrei. Denn man wurde ja doppelt bestraft – mit einer roten Karte und einem Elfmeter! Und ist nicht die Doppelbestrafung (manchmal auch als Dreifachbestrafung bezeichnet, weil ja auch noch eine Sperre für den Rotsünder folgt) heutzutage verboten?   Nein. Die so oft diskutierte „Abschaffung der Doppelbestrafung“ bezieht sich auf eine ganz bestimmte Situation, nämlich auf die sogenannte Notbremse. Eine Notbremse liegt vor, wenn eine direkte Torchance durch ein Foul vereitelt wird. Bi...

IRRTUM: Der FC Chelsea war ein kleiner Verein, bevor er von Roman Abramowitsch übernommen wurde

 Mit dem Sieg bei der Klub-WM am 13. Juli 2025, zwei Tage vor erscheinen dieses Posts, ist der FC Chelsea offiziell der beste Fußballverein der Welt.  Das mag eine Momentaufnahme sein, aber in den letzten 25 Jahren hat Chelsea zahlreiche Erfolge eingefahren. Seit der russische Milliardär Roman Abramowitsch den Verein im Juni 2003 kaufte und mit endlosen Investitionen in ein privates Fußball-Manager-Spiel verwandelte, gewann man fünfmal die Premier League, siebenmal den FA Cup, fünfmal den Ligapokal, zweimal die UEFA-Europa-League und zweimal die Champions League. Eine beeindruckende Bilanz - aber wo wäre der Verein ohne die Abramowitsch-Millionen? Fans anderer Vereine behaupten seit Jahren, der Russe habe einen kleinen Verein ohne nennenswerte Geschichte übernommen und künstlich zu einem Spitzenverein aufgepäppelt. Stimmt das? Der FC Chelsea wurde 1905 gegründet und stieg sofort in der damaligen zweiten englischen Liga ein. 1907 stieg man in die First Division, die damalige er...

IRRTUM: Der Torwart genießt im Fünfmeterraum einen besonderen Schutz

 Wird ein Torhüter im Strafraum gerempelt oder blockiert, dann ist der Aufschrei unter den Fans immer wieder groß. Denn: Der Torwart genießt insbesondere im Fünfmeterraum direkt vor dem Tor einen besonderen Schutz – er darf nicht gerempelt, geblockt oder sonstwie angegangen werden, ja manchmal hört man gar, er dürfe überhaupt nicht berührt werden. Auch viele Kommentatoren beurteilen Torraumszenen immer noch unter dieser Annahme, und hin und wieder erlebt man sogar, dass ein Schiedsrichter danach entscheidet. Dabei ist der besondere Schutz im Fünfmeterraum ein reiner Mythos. Es gibt keinerlei Sonderregel, der Torwart ist im Fünfmeterraum genauso zu behandeln wie jeder andere Spieler auch. Woher aber der Mythos? Nun, bis 2012 gab es im deutschen Fußball eine Schutzregel für Torhüter, wenn auch nicht so umfassend, wie oft angenommen: "Der Torwart darf im Torraum nicht gerempelt werden, außer er hält den Ball oder hindert einen Gegner", hieß es damals in den DFB-Regeln. Doch zu...

IRRTUM: Ein koreanischer Spieler wurde von seinem italienischen Verein gefeuert, als er bei der WM gegen Italien traf

  Bei der WM 2002 kam es im Achtelfinale zu einem skandalumwitterten Spiel zwischen Gastgeber Südkorea und Italien. Unfassbare Schiedsrichterentscheidungen gegen die Squadra Azzurra brachten Südkorea in die Verlängerung, in der schließlich Ahn Jung-Hwan kurz vor dem Elfmeterschießen für die Asiaten traf – nach der damals geltenden Golden-Goal-Regel der sofortige Sieg für sein Team. Italien war raus aus dem Turnier und schäumte vor Wut. Viel davon bekam der ecuadorianische Schiedsrichter Byron Moreno ab (in Italien ist heute ein Pissoir nach ihm benannt), aber auch den Torschützen traf es. Denn der, so die Legende, war damals bei dem italienischen Verein Perugia angestellt. Und Perugias Präsident Luciano Gaucci verkündete am Tag nach dem Spiel, Ahn aus „patriotischen Gründen“ zu entlassen: „Dieser Mann wird nie wieder einen Fuß in die Stadt Perugia setzen. Ich habe keine Lust, jemandem Gehalt zu zahlen, der den italienischen Fußball ruiniert hat.“ Zwar gab es weltweit große Kritik...