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Es werden Posts vom August, 2024 angezeigt.

IRRTUM: Der Transfer von Spitzenspielern wird durch Trikotverkäufe refinanziert

  Wann immer ein Verein einen Spitzenspieler für eine absurd hohe Summe einkauft, macht die Behauptung die Runde, die Transferkosten seien kein Problem – allein die zusätzlichen Trikotverkäufe würden das Geld wieder einspielen. Das wird durchaus nicht nur von Fans in sozialen Netzwerken verbreitet; auch in den Sportmedien findet sich diese Ansicht, und sogar aus dem Vorstand des ein oder anderen Vereins ist bisweilen zu hören, Kritik an den teuren Transfers sei wegen der Trikoteinnahmen unangebracht. In Deutschland war die Rechnung zuletzt im Zusammenhang mit dem Transfer von Harry Kane zu Bayern München vermehrt zu lesen. Aber stimmt das? Hat Harry Kane seine Kosten bereits durch die Trikotverkäufe wieder eingespielt oder ist zumindest zu erwarten, dass er das jemals tut? Viele Laien haben eine völlig falsche Vorstellung davon, was ein Verein an einem Trikot verdient. Derzeit kostet das Trikot von Bayern München 99,95 €. Diese landen aber nicht komplett bei Bayern München. W...

IRRTUM: Auf den Färöer-Inseln gibt es eine besondere Elfmeterregel

  Im deutschsprachigen Raum kursiert ein Gerücht über eine besondere Regelung bezüglich Elfmetern auf den Färöer-Inseln. Wegen des starken Windes, so heißt es, habe die FIFA erlaubt, dass ein Mitspieler den Ball beim Strafstoß für den Schützen festhalte. Diese Geschichte hat ungemein weite Verbreitung erfahren, schafft es in Kuriositätenbücher zum Thema Fußball und immer wieder auch in die Vorberichterstattung vermeintlich seriös recherchierter Fußballmedien, wenn ein Spiel auf den Färöern ansteht. Vor dem deutschen WM-Qualifikationsspiel auf den Inseln im September 2013 warnte t-online gar, dass die Regel „auch bei internationalen Spielen“ gelte [1] . Aber als vier Jahre später auch die Schweiz auf die Färöer musste, wollte das Schweizer Magazin Blick mehr über diese kuriose Regel wissen – und tat das, was all die Verbreiter der Elfmeter-Sonderregel-Geschichte schon viel früher hätten tun sollen: An den entsprechenden Stellen nachfragen. Angeblich habe ja die FIFA die Regel ...

IRRTUM: "Soccer" ist ein amerikanischer Kunstbegriff, der nur in den USA verwendet wird

  Bekanntermaßen gibt es in der englischsprachigen Welt zwei Begriffe für Fußball: Football , das ursprüngliche, englische Wort, und soccer , das vor allem aus den USA bekannt ist. In Europa wird sich gerne über Letzteren lustig gemacht – soccer wird als eine weitere typisch amerikanische, hinterwäldlerische Abweichung von der weltweiten Norm betrachtet, ähnlich wie das absurde Festhalten am alten angloamerikanischen Maßsystem. Der Begriff soccer ist uramerikanisch – und nur amerikanisch. Oder? Tatsächlich kommt der Begriff soccer genau wie football aus England. Ende des 19. Jahrhunderts unterschied man auf der Insel zwischen Association football , Verbandsfußball, und Rugby football . Letzteres war im Wesentlichen die Sportart, die heute Rugby heißt, und benannt nach der Ortschaft Rugby, in der diese Fußballvariante angeblich erfunden worden war. Bei Association football hingegen handelte es sich um „unseren“ klassischen Fußball, dessen Regeln erstmals von der Football Associati...

IRRTUM: In der Saison nach einem großen Turnier ist Bayern München im Nachteil

  Wer genau auf diese These kam und warum, ist unklar. Aber irgendwann entstand in Fußballdeutschland die Vorstellung, Bayern München sei in den Jahren nach einer WM oder EM im Nachteil und für die Konkurrenz leichter zu schlagen. Der Grund: Bei Bayern spielen stets besonders viele Nationalspieler, und die seien nach einem großen Turnier besonders zu Saisonbeginn physisch und mental erschöpft. Doch lässt sich statistisch irgendein Effekt von WM und EM auf die Saisonleistung von Bayern München feststellen? Wenn man sich die Platzierungen der Bayern in der Abschlusstabelle der Bundesliga seit 1974 (erst ab 1976 war die EM ein ernstzunehmendes Turnier) ansieht und Jahre vor einem großen Turnier mit Jahren nach einem großen Turnier vergleicht, ergibt sich ein klares Bild: In Jahren vor einem großen Turnier landeten die Münchener durchschnittlich auf dem 2,4. Platz; in den vermeintlich schwereren Jahren nach einem großen Turnier war es – der 2,4. Platz.   Es gibt keinen stati...

IRRTUM: Never change a winning team

  Auf Englands Weltmeistertrainer Alf Ramsey geht eine der populärsten Fußball-Weisheiten zurück: „Never change a winning team“, ändere niemals eine Mannschaftsaufstellung, die Erfolg hat. Ramsey holte damit tatsächlich den Titel, aber ist es grundsätzlich ein guter Ratschlag? Drei Aspekte sollten dem Trainer sofort zu denken geben: 1. Da man im Laufe einer Saison oder eines Turniers gegen unterschiedliche Gegner spielt, könnten auch unterschiedliche Taktiken hilfreich und unterschiedliche Spielerfähigkeiten gefragt sein. Mit einer in Stein gemeißelten Aufstellung schränkt man seine Möglichkeiten unnötig ein. 2. Wenn die weiteren Spieler im Kader kaum Chancen sehen, eingesetzt zu werden, egal wie gut sie im Training sind und egal, ob ein einzelner Stammspieler im letzten siegreichen Spiel vielleicht eher schlecht ausgesehen hat, könnte sich das negativ auf deren (Trainings-)Motivation und die Stimmung im gesamten Team auswirken. 3. Da in der Regel im Laufe einer Saison mit ...

IRRTUM: Die FIFA macht die Fußballregeln

  Mal wieder wird eine unpopuläre neue Regel eingeführt, und das Geschrei unter den Fans ist groß. Und wer ist schuld? Natürlich die FIFA! Denn die entscheidet doch, wie die Fußballregeln aussehen. Oder? Falsch! Die Regeln werden nicht von der FIFA gemacht, sondern vom IFAB, dem International Football Association Board . Und in dem ist die FIFA zwar stimmberechtigt, aber nicht allleinherrschend. In den allerfrühesten Fußballzeiten gab es ein Problem: Verschiedene Verbände, Ligen, sogar einzelne Mannschaften spielten Fußball nach leicht unterschiedlichen Regeln. Anfangs galt daher bei jedem Spiel das Regelbuch der Gastgeber-Mannschaft, aber das war kein Konzept für die Zukunft. Als die vier britischen Urverbände 1882 das erste Nationalmannschaftsturnier, die British Home Championship , ins Leben riefen, gründeten sie daher das IFAB gleich mit. Dieses sollte von nun an für alle verbindliche Fußballregeln festlegen. Dazu stimmberechtigt waren jeweils ein Vertreter der Verbände vo...