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Es werden Posts vom Juni, 2024 angezeigt.

IRRTUM: Panini-Sticker sind gleichmäßig in den Päckchen verteilt

  Jedes große Fußballturnier bringt mindestens ein Sammelsticker-Album mit sich, früher stets von Panini, heute oft vom Konkurrenten Topps. Und jedes Jahr beklagen sich die Fans. Denn während man die polnische Nationalmannschaft nicht nur bereits komplett, sondern sogar in dreifacher Ausführung gesammelt hat, wollen aus den Tütchen einfach keine Brasilianer auftauchen. Selbst Costa Ricas Stürmerstar Joel Campbell machte diese Erfahrung, als er vor der WM 2014 100 Tütchen mit je fünf Klebern kaufte, um das eigene Konterfei zu ergattern – vergeblich. Da entstehen schnell Verschwörungstheorien, und so wird den Stickerproduzenten vorgeworfen, bestimmte Bilder absichtlich seltener herauszugeben, damit der Sammler mehr Geld ausgeben muss. Paninis offizieller Standpunkt dazu ist hingegen, dass alle Sticker genau gleich häufig gedruckt werden und somit die Chance auf jeden Sticker identisch ist. Wer hat nun recht? Von einer endgültigen Klärung dieser Frage sind wir noch weit entfernt...

IRRTUM: Dänemark nahm die EM 1992 nicht ernst

  Sensationell gewann Dänemark 1992 die Europameisterschaft – die Dänen hatten sich nicht mal qualifiziert, wurden aber für das disqualifizierte Jugoslawien nachnominiert, schlugen Titelverteidiger Niederlande und Weltmeister Deutschland und nahmen den Pokal mit. Seither ranken sich Legenden um dieses Fußballwunder. Insbesondere heißt es, die Dänen hätten das Turnier als eine Art gemeinsame Urlaubsreise betrachtet. Nationaltrainer Richard Møller Nielsen hätte seine Spieler, alles oder zumindest größtenteils Amateure, an den Urlaubsstränden Europas einsammeln müssen; die Dänen hätten nie ernsthaft trainiert und ihre überraschenden Siege mit Gelagen bei McDonalds und literweise Bier an der Hotelbar gefeiert. Das ist so natürlich nicht richtig. Zunächst einmal: Keiner der dänischen EM-Spieler war ein Amateur, einige spielten sogar bei hochklassigen Vereinen – z.B. Torhüter Peter Schmeichel bei Manchester United oder Stürmer Brian Laudrup bei Bayern München [i] . Sie waren auch n...

IRRTUM: Um an der EM teilzunehmen, muss man in der EU sein

  Insbesondere befeuert durch die Missgunst über das erfolgreiche Turnier der Engländer kam während der Europameisterschaft 2020/21 in den sozialen Medien vermehrt die Frage auf, warum England überhaupt an der EM teilnehmen dürfe, nachdem es doch aus der EU ausgetreten sei. Auch andere Nicht-EU-Länder, die an Europameisterschaften teilnehmen, sehen sich immer wieder dieser Frage gegenüber. Die Antwort ist einfach: Ausrichter der Europameisterschaft ist nicht die Europäische Union, sondern der europäische Fußballverband UEFA. Bedingung zur Teilnahme an der EM und anderen europäischen Fußballwettkämpfen wie der Champions League ist also nicht die EU-, sondern die UEFA-Mitgliedschaft. Diese ist nach UEFA-Statuten keineswegs an eine EU-Mitgliedschaft gebunden, sondern lediglich an die geographische Lage in Europa – und selbst davon kann in Ausnahmefällen abgesehen werden [i] . Derzeit gibt es 23 UEFA-Verbände, deren Nation zwar zweifelsfrei in Europa liegt, aber kein EU-Mitglied ist ...

IRRTUM: Cristiano Ronaldo brachte die Coca-Cola-Aktien zum Einsturz

  Während der EM 2021 kam plötzlich das Gerücht auf, Cristiano Ronaldo habe im Alleingang die Aktien der Coca Cola Company zum Einsturz gebracht. Auf der Pressekonferenz vor der Vorrundenpartie gegen Ungarn am 14. Juni packte Ronaldo die gut sichtbar vor ihm platzierten Getränkeflaschen des Turniersponsors Coca-Cola, stellte sie beiseite und empfahl den Zuschauern: „Trinkt Wasser!“ Daraufhin, so die schnell entstandene Legende, sei der Kurs der Coca-Cola-Aktien derart eingebrochen, dass dem Unternehmen ein Verlust von rund 4 Milliarden Dollar entstanden sei. In Wahrheit besteht hier aber wohl keinerlei Zusammenhang. Der Kurseinbruch der Cola-Aktien begann bereits am Morgen des 14. Juni mit der Eröffnung der Börsen – noch vor Beginn der Pressekonferenz [i] . Die Ursache war ein relativ normaler Börsenvorgang: An diesem Tag wurde die Aktie ex-Dividende gehandelt, also ohne Bezugsrecht für die vierteljährlich ausgeschüttete Dividende, und war damit entsprechend weniger wert als sons...

IRRTUM: Deutschland ist eine Turniermannschaft

  Geht Deutschland nicht als Favorit in ein großes Turnier, dann wird reflexartig die „Turniermannschaft“ beschworen. In den Vorbereitungsspielen schlecht ausgesehen? Seit Monaten völlig außer Form? Leistungsträger fallen aus, Stimmung ist schlecht, Qualifikation war auch schon lausig? „Wird schon, Deutschland ist eine Turniermannschaft!“ Aber gibt es tatsächlich einen Grund davon auszugehen, dass eine deutsche Nationalmannschaft grundsätzlich eine Turniermannschaft ist? Zunächst mal muss man festhalten, dass der Begriff „Turniermannschaft“ nicht klar definiert ist. Meist wird er auf eine Mannschaft bezogen, die im Vorfeld eines großen Turniers schlechte Leistungen gezeigt hat, sich dann aber im Turnierverlauf steigert und in den entscheidenden Partien starke Leistungen abliefert [i] . Nach anderen Definitionen muss auch das Turnier schlecht anfangen, die Steigerung im Verlauf steht also im Mittelpunkt [ii] . Einigen kann man sich wohl auf jeden Fall darauf, dass eine Turnierma...

IRRTUM: Es gibt traditionell heimstarke Mannschaften

  Von manchen Teams heißt es, sie seien traditionell besonders heimstark, würden also Heimspiele mit besonders großer Wahrscheinlichkeit gewinnen. In Deutschland werden oft der 1. FC Kaiserslautern („Am besten schicken wir die Punkte gleich mit der Post“, beschwerte sich Paul Breitner 1982 nach einer erneuten Niederlage seiner Bayern in Kaiserslautern) und Borussia Dortmund genannt, international sind unter anderem der FC Liverpool, Celtic Glasgow und Fenerbahce Istanbul als Mannschaften bekannt, die das Gastteam zur Verzweiflung treiben. Aber eine Analyse durch den Physiker Andreas Heuer belegte zumindest für den deutschen Profifußball: Auf lange Sicht ist der Heimvorteil für alle Teams gleich groß. In einzelnen Saisons mag es unterschiedlich aussehen, aber es gibt keine Mannschaft, die über einen längeren Zeitraum besonders heimstark war [i] . Übrigens auch keine, die Auswärts besonders stark gewesen wäre. Hier werden von den Fans wie so oft kurzfristige statistische Häufungen ...

IRRTUM: Es gibt ein "Momentum" in der FIFA-Reihe

  Viele Fans der Fußball-Videospielreihe FIFA (seit neustem EA Sports FC ) von EA Sports glauben, dass sie durch eine versteckte Funktion im Spiel betrogen werden, das sogenannte Momentum (manchmal auch als Handicap oder Script bezeichnet). Kurz gesagt behauptet der Mythos: Es gibt in den Spielen ein geheimes Programm, das in bestimmten Momenten aktiviert wird und gegen den bisherigen Spielverlauf eine Entscheidung herbeiführt. Die virtuellen Kicker des bis dahin überlegenen Spielers gewinnen dann keine Zweikämpfe mehr, bringen keine Pässe mehr zum Mitspieler und keine Schüsse mehr aufs Tor. Der bis dahin schwächere Spieler bzw. der Computer-Gegner hingegen kann sich über einen Boost freuen, seine Spieler sind plötzlich zu Wundertaten fähig und seine Spielzüge werden durch ein festgelegtes Script so gesteuert, dass sie ständig zu Torerfolgen führen. Am Ende verspielt der bessere Spieler seine anfangs komfortable Führung und verliert die Partie völlig zu Unrecht. Obwohl EA Sport...

IRRTUM: Frauen verstehen die Abseitsregel nicht

  Abseits, ohnehin etwas zu Unrecht als besonders schwere Regel bekannt, ist für Frauen angeblich ein Buch mit sieben Siegeln. Während Männer ein fast schon angeborenes Verständnis für die Regel haben, können Frauen sie einfach nicht begreifen. Vermeintlich einfache Abseits-Erklärungen sind im Internet oft mit Titeln wie „Abseits für Frauen erklärt“ versehen, und es gibt widerlich sexistische „Ratgeber“ mit „Erklärungen“ wie dieser (eingeleitet mit einer langen Schuh-Shopping-Geschichte): „Eine Spielerin (Anna) steht im Abseits, wenn sie in dem Augenblick, in dem ihr der Ball (Portemonnaie) von einer Mitspielerin (Freundin Celina) zugespielt (zugeworfen) wird, selbst näher an der Torauslinie (Kasse) steht, als die vorletzte Spielerin (Kundin Brit) der anderen Mannschaft. [i] “ Aber stimmt es denn überhaupt, dass Frauen grundsätzliche Probleme mit dem Verständnis der Abseitsregel haben? Eine Umfrage der media control scheint das zu bestätigen: Laut dieser verstehen 50,9% der Fra...