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Es werden Posts vom Juni, 2025 angezeigt.

IRRTUM: Bernd Hölzenbein schwalbte im WM-Finale 1974

 Im Finale der Heim-Weltmeisterschaft 1974 war Deutschland gegen die Niederlande praktisch sofort in Rückstand geraten – Berti Vogts verursachte einen Elfmeter, den Johan Neeskens   zum 1:0 verwandelte, noch bevor ein einziger deutscher Spieler den Ball berührt hatte. Doch den Deutschen gelang die Wende: In der 24. Minute bekamen sie ebenfalls einen Elfmeter, als Bernd Hölzenbein im Strafraum fiel. Paul Breitner stellte auf 1:1. In der 43. Minute brachte Gerd Müller Deutschland in Führung, und dabei blieb es dann – Deutschland war zum zweiten Mal Weltmeister! Und zwar zu Unrecht, wie selbst in Deutschland weithin geglaubt wird. Viele Mythen kursieren darum, dass die Niederländer eigentlich besser gewesen seien und um den verdienten Sieg betrogen wurden. Die bekannteste Geschichte: Der Elfmeter sei eigentlich unberechtigt gewesen, Bernd Hölzenbein hätte eine Schwalbe hingelegt – oft hört man sogar „eine peinliche Schwalbe“ oder „eine offensichtliche Schwalbe“. Erfahrungsgemäß...

IRRTUM: Die Rückkehr zur Kapitänsbinde in Deutschlandfarben entspricht dem Willen der Fans

 Jahrelang hatte es in Deutschland heftige Diskussionen um die Kapitänsbinde gegeben. Das eigentlich harmlose Stück Stoff war ins Zentrum der Aufmerksamkeit gelangt, als die Nationalmannschaft entschied, ähnlich wie einige Vereine zuvor, eine Binde in Regenbogenfarben einzusetzen. Diese sollte Solidarität mit Minderheiten symbolisieren - erstaunlicherweise offenbar eine umstrittene Einstellung. In den sozialen Medien wurde gegen die Regenbogenbinde gehetzt; jede Niederlage wurde unsinnigerweise mit dem Tragen der Binde in Verbindung gebracht (wie wir bereits gesehen haben, war die Nationalelf mit Regenbogenbinde erfolgreicher als ohne). Endgültig eskalierte die Situation im Vorfeld der WM 2022, als Gastgeber Katar und die FIFA das Tragen der Regenbogenbinde untersagten. Der DFB und einige andere Verbände entwarfen daraufhin eine etwas abgespeckte Version, die One-Love-Binde, doch auch die wurde kurz vor Turnierbeginn verboten. Trotzdem (und obwohl England trotz der selben Diskussio...

IRRTUM: Roy Keanes Foul beendete Alf-Inge Haalands Karriere

Der norwegische Fußballer Alf-Inge Haaland ist für zweierlei bekannt: Zum einen ist er der Vater von Erling Haaland. Zum anderen war er das Opfer des vielleicht berühmtesten Revanche-Fouls aller Zeiten. 1997 spielte Haaland mit Leeds United gegen Manchester United, als er einen Zusammenstoß mit Manchesters berüchtigtem irischen Nationalspieler Roy Keane hatte. Keane versuchte, einen Angriff Haalands mit einem Tackling zu stoppen und zog sich dabei selbst einen Bänderriss zu. Haaland schätzte die Situation falsch ein und warf Keane vor, eine Verletzung vorzutäuschen, um einer Bestrafung für sein rüdes Einsteigen zu entgehen. Tatsächlich fiel Keane durch die Verletzung neun Monate lang aus. Erst 2001 trafen die beiden wieder aufeinander. In den letzten Minuten des Manchester-Derbys (Haaland spielte mittlerweile bei Manchester City) stieg Keane mit voller Absicht mit gestrecktem Bein gegen Haalands rechtes Knie ein. Für dieses Foul wurde der Ire für drei Spiele gesperrt und musste e...

IRRTUM: 2:0 ist die gefährlichste Führung

  Es gibt so Fußballmythen, bei denen man sich wundert, wie sie überhaupt entstehen konnten. Dazu gehört zweifelsohne die verbreitete Ansicht, mit 2:0 zu führen sei besonders gefährlich. Einen vage „logischen“ Erklärungsansatz gibt es zwar dafür: Eine Führung mit zwei Toren könne dazu führen, dass die Spieler sich zu sicher fühlten und in Gefahr gerieten, das Spiel zu vertändeln. Aber tatsächlich ist eine Führung mit zwei Toren bereits sehr sicher. Eine umfassende Datenanalyse in der englischen Premier League ergab, dass zwischen 1992 und 2017 genau 90% der Mannschaften, die mit 2:0 in Führung gingen, das Spiel anschließend auch gewannen. Nur in 2,6% der Fälle ging ein Spiel nach einer solchen Führung noch verloren (7,4% endeten Unentschieden). 1:0 zu führen ist wesentlich gefährlicher: Nur in 52,2% der Spiele gewann die Mannschaft, die mit 1:0 in Führung gegangen war, in immerhin 17,3% unterlag sie noch. Das bedeutet: Die Gefahr, ein Spiel noch aus der Hand zu geben, ist nach ei...

IRRTUM: Bei einer Abseitsstellung ist die Position des Torhüters entscheidend

  In so manchem Fachbuch wird Abseits etwa so erklärt: „Zwischen dem angreifenden Spieler und dem gegnerischen Tor müssen sich noch mindestens ein Abwehrspieler und der Torwart befinden, damit kein Abseits gegeben wird.“ Auch Kommentatoren und Experten interpretieren die Abseitsregel so, und selbst Profi-Schiedsrichter haben bereits danach entschieden. Aber diese Erklärung ist falsch. Zwischen Angreifer und Tor müssen sich zwei Spieler des Gegners befinden. Welche Spielposition diese auf dem Aufstellungsbogen einnehmen, ist völlig unerheblich. Natürlich ist faktisch fast immer einer der beiden letzten verteidigenden Spieler der Torwart – schließlich ist es seine Aufgabe, der letzte Mann zwischen Angreifer und Tor zu sein. Aber in der Regel festgelegt ist das nicht; sollte der Torwart einmal weit aufgerückt sein, kann es durchaus auch vorkommen, dass zwei Feldspieler das Abseits aufheben. Quelle:  Fußball-Regeln 2024/2025, Seite 65ff. (https://assets.dfb.de/uploads/000/309/17...

IRRTUM: Es gibt keine Mannschaft mehr, die noch nie aus der Bundesliga abgestiegen ist

  Die neue Variante dieses Irrtums hört man nicht so oft wie die alte, aber ausgestorben ist er noch nicht: Bis zum Ende der Spielzeit 2017/2018 hieß es oft, der Hamburger SV sei die einzige Mannschaft, die nie aus der Bundesliga abgestiegen sei. Seit es die Hamburger am Ende besagter Spielzeit doch erwischte, wird bisweilen behauptet, nun gäbe es keine Mannschaft mehr, die nie aus der Bundesliga abgestiegen sei. Aber das ist falsch. Die wahre Besonderheit des HSV bis zum bitteren Abstieg war, dass der Verein an allen Bundesliga-Saisons teilgenommen hatte. Denn der HSV war die Gründungsmannschaft der Liga, die es am längsten ohne Abstieg schaffte – nicht die einzige Mannschaft überhaupt, die nie abgestiegen war. Zum Zeitpunkt der Verfassung dieses Blog-Eintrags spielen acht Mannschaften in der Bundesliga, die noch nie aus der Liga abgestiegen sind (aber eben nicht in der Gründungssaison 1963/1964 starteten, sondern später dazustießen): Bayern München (seit 1965/1966), Bayer Lever...

IRRTUM: Die erste weibliche Sportschau-Moderatorin wurde gefeuert, als sie von "Schalke 05" sprach

  Carmen Thomas moderierte ab dem 3. Februar 1973 als erste Frau das „Aktuelle Sportstudio“ im ZDF. Dass eine Frau diesen Posten übernahm, sorgte damals für viel Aufsehen und viel Gegenwind. Bis heute hält sich die Geschichte, Thomas sei schon nach ihrer ersten Sendung wieder entlassen worden, nachdem sie Schalke 04 als „Schalke 05“ bezeichnet hatte. Den Versprecher gab es wirklich, allerdings nicht so früh wie die Legende berichtet. Thomas war schon ein halbes Jahr im Amt, als sie ein Spiel von „FC Schalke 05“ ankündigte. In den kommenden drei Wochen schoss die BILD-Zeitung gegen die Moderatorin [1] , dann behauptete das Blatt, Thomas sei wegen des Versprechers entlassen worden [i] . Völliger Unsinn: Carmen Thomas moderierte das „Aktuelle Sportstudio“ danach noch fast zwei Jahre lang, bevor sie aus eigenen Stücken zum WDR wechselte. [1] Nicht zum ersten Mal: Die BILD am Sonntag veröffentlichte zu Thomas zweiter Sendung einen Verriss, in dem ihr Unsicherheit und sportj...

IRRTUM: Indien schlug Nigeria mit 99:1

  Eine kuriose nigerianische Legende besagt, die heimische Nationalmannschaft sei bei der WM 1950 von Indien mit 99:1 abgeschossen worden. Die Inder seien daraufhin der Verwendung schwarzer Magie bezichtigt und zeitweise aus der FIFA ausgeschlossen worden. Manchmal wird die Magie auch in blumigen Details ausgeschmückt: Der Ball habe sich unter anderem in einen Feuerstrahl oder in einen wilden Löwen verwandelt, so dass die Nigerianer ihn ins Tor rauschen lassen mussten. Oder er habe sich in der Luft multipliziert, der nigerianische Torhüter sei dann stets nach dem falschen Ball gehechtet. Der Schütze des einzigen nigerianischen Tores, als Name wird oft Samuel Okwaraji genannt, schaffte es irgendwie, einen in Stein verwandelten Ball ins indische Tor zu treten. Überdies war der Ball auch noch vergiftet, und so starb Okwaraji kurz nach seinem Ehrentreffer auf dem Platz. Dieser offenkundige moderne Mythos hat in Europa natürlich kaum Anhänger, taucht aber in Afrika und so auch in in...