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Es werden Posts vom Mai, 2025 angezeigt.

IRRTUM: Ball gespielt ist nie ein Foul

  Im letzten Beitrag haben wir uns mit dem Mythos beschäftigt, nur der sogenannte „letzte Mann“ dürfe eine rote Karte für ein torverhinderndes Foul sehen. Aber ein anderer Mythos ist noch verbreiteter und noch falscher: „Es ist nur ein Foul, wenn der Ball nicht gespielt wurde!“ Diese Überzeugung treibt in den sozialen Medien wilde Blüten. Da wird dann eine brutale Grätsche von hinten Bild für Bild analysiert, um herauszufinden, ob der grätschende Spieler irgendwann im Bewegungsablauf den Ball leicht touchiert hat – um dann stolz zu verkünden, die Szene sei ja wohl kein Foul gewesen, sondern „Ball gespielt“. Aber tatsächlich spielt es praktisch überhaupt keine Rolle, ob bei einem Foul der Ball gespielt wurde oder nicht. Foul ist Foul, unabhängig von einer Ballberührung. Die offiziellen Fußballregeln enthalten in der Erläuterung der Vergehen, die zu einem direkten Freistoß (bzw. zu einem Strafstoß) führen und in der Definition der Schwere eines Fouls nicht einen einzigen Satz...

IRRTUM: Für eine Rote Karte ist maßgeblich, ob der foulende Spieler "letzter Mann" war

  Ein Angreifer läuft aufs leere Tor zu, als er von einem Verteidiger umgerempelt wird. Der Schiri zeigt dem Rempler die Rote Karte. Und schon geht das Geschrei in den sozialen Medien los. Das war doch nie im Leben Rot! Und die Fans können es auch beweisen. Denn wenn man auf einer Panorama-Übersicht der Szene eine gerade Linie anlegt, dann kann man ganz klar sehen, dass da noch ein weiterer Verteidiger zwischen Angreifer und Torlinie stand – da, ganz am Rand, abseits der eigentlichen Spielszene. Der des Feldes verwiesene Spieler war also gar nicht der letzte Mann! Und Rot gibt es ja wohl nur, wenn der letzte Mann foult – oder? Die Vorstellung, dass es für die Entscheidung über eine rote Karte absolut entscheidend ist, ob ein foulender Spieler der letzte Feldspieler zwischen Angreifer und Tor war, ist enorm weit verbreitet. In den sozialen Medien wird da, wie erwähnt, mit Fotos aus allen Winkeln und Linien auf Übersichtsfotos argumentiert, aber auch Kommentatoren zeigen oft über...

IRRTUM: Profis bedeutet ein Derby nichts

  Ein genereller Vorwurf, der Fußballprofis in schlechten Phasen gerne gemacht wird, lautet: Sie hängen eben nicht mit so viel Herzblut an der Sache wie die Fans, sie sammeln ihren Gehaltsscheck ein und der Rest bedeutet ihnen nicht wirklich etwas. Sehr konkret wird der Vorwurf dann immer, wenn eine Mannschaft ein schlechtes Derby abliefert. Für die Fans ist das das Spiel des Jahres, aber die Profis sind nun mal Legionäre, ihnen bedeutet Dortmund gegen Schalke, HSV gegen St. Pauli, Liverpool gegen Everton, Celtic gegen Rangers nicht mehr als jedes andere Spiel der Saison auch. Oder?  Weit gefehlt. Auch für die Profis ist ein Derby ein ganz besonderes Spiel – und das lässt sich auch unabhängig von markigen Sprüchen, die ja auch reine Imagepflege sein können, beweisen. Eine Studie von 2012 analysierte mehr als 3000 Spiele der italienischen Serie A und konnte zeigen: In Spielen gegen Lokalrivalen, etwa zwischen AS Rom und Lazio Rom, spielten die Profis wesentlich aggressiver,...

IRRTUM: Gerd Müller wollte zu 1860 München wechseln und wurde von den Bayern überlistet

  Die Frage, wie die Fußballgeschichte wohl verlaufen wäre, wenn einige der ganz großen Namen bei anderen Vereinen gelandet wären, fasziniert die Fußballfans weltweit, und so finden sich über zahlreiche Fußballer Anekdoten von geplatzten Wechseln, missglückten Probetrainings und dem Lieblingsverein aus der Kindheit, dem im entscheidenden Moment wegen einer kleinen Kränkung abgeschworen wurde. Eine der bekanntesten unter diesen Anekdoten in Deutschland ist die von Gerd Müllers Beinahe-Wechsel zu 1860 München. Man liest sie in zahlreichen Büchern und auf noch mehr Websites als Tatsache, und sie geht etwa so: Gerd Müller, damals großer Star des FC Nördlingen, wollte 1964 den Schritt in den Profifußball wagen. Besonders angetan hatte es ihm der Bundesligist 1860 München. Schnell war man sich über einen Vertrag einig, und eines schönen Mittags kurz vor Saisonbeginn erwartete Müller die Vertreter der 60er mit dem unterschriftsbereiten Vertrag bei sich zu Hause. Die Herren mit dem Ver...

IRRTUM: Die Chancen beim Elfmeter stehen etwa 50:50

  Über die Torgefahr, die von einem Elfmeter ausgeht, kursieren erstaunlich viele falsche Zahlen, manchmal ist sogar von einer 50:50-Chance die Rede. In Wirklichkeit stehen die Chancen des Schützen wesentlich besser (wobei die Fans, die im Gegenteil behaupten, ein Elfmeter sei praktisch ein geschenktes Tor, zwar näher an der Wahrheit liegen, aber auch nicht wirklich recht haben). Die Trefferquote bei Elfmetern im Profifußball liegt konstant bei etwa 75% [i] . [i] https://www.bluewin.ch/de/sport/fussball/europas-sicherste-elfmeterschuetzen-ramos-nicht-mal-in-den-top-10-412965.html

IRRTUM: Die Fußballregeln waren schon immer so

  Wann immer eine Regeländerung im Fußball vorgeschlagen (oder beschlossen) wird, tauchen zuverlässig jene konservativen Fans auf, die solche Veränderungen mit dem Untergang des Fußballs gleichsetzen. „Die Regeln waren schon immer so, warum sollte man das jetzt ändern? Dann ist es ja kein Fußball mehr.“ Viele dieser selbsternannten Regelhüter wären überrascht, wenn sie einmal einen Blick in die Geschichte der Fußballregeln werfen würden. Kaum eine Regel, die nicht im Laufe der Zeit verändert worden wäre. Und zahlreiche Regeln, die es vermeintlich schon immer gibt, sind erstaunlich neu. Ein paar Highlights: è 1846: Erste Regeln in England. Teams bestehen aus „15 bis 20 Spielern“, hohe Bälle dürfen mit der Hand gefangen werden. è 1863: Verbindliche Fußballregeln für ganz England. Abseits wird eingeführt, allerdings darf der Ball nie nach vorne gespielt werden. è 1866: Abseitsregel wird modifiziert: Ab jetzt darf der Ball nach vorne gespielt werden, allerdings müssen sich z...

IRRTUM: Mauerfußball wurde in Italien erfunden

  Nach wie vor verbinden die Fußballfans weltweit vor allem Italien mit dem unansehnlichen Mauerfußball der 60er Jahre. Denn war es nicht Inter Mailands Trainer Helenio Herrera, der den Catenaccio erfand, den zerstörerischen Riegel-Fußball? Nein. Der Erfinder des unbeliebten Spielstils war Österreicher, und er entwickelte sein System für die Nationalmannschaft der Schweiz. Als Karl Rappan 1937 Nationaltrainer der Eidgenossen wurde, spielten fast alle Teams einen sehr offensiven Fußball, entweder im „WM-System“, im Prinzip ein            3-4-3, oder sogar noch im klassischen 2-3-5. Auch die Schweizer, die damals als eines der schwächsten Teams Europas galten, waren vor Rappans Amtsantritt mit fünf Angreifern und nur zwei Verteidigern ins Unglück gestürmt. Der neue Trainer tüftelte lange an einer Taktik, mit der seine schwachen Spieler eine Chance gegen stärkere Mannschaften hatten, und kurz vor der WM 1938 präsentierte er die Lösu...

IRRTUM: In der französischen Nationalmannschaft spielen lauter Afrikaner

  Geht es am Stammtisch um die französische Nationalmannschaft (oder um das Thema "Eingebürgerte Nationalspieler" generell), dann kommt ganz schnell die Behauptung, diese würde ja kaum Franzosen einsetzen. Gerne in scheinbar launiger Formulierung - da wird das Team dann schon mal als "Afrika-Auswahl" bezeichnet. Aber auch stets mit einem - offenen oder unterschwelligen - Vorwurf: Eigentlich sei das ja irgendwie geschummelt. In jüngerer Zeit wurden derartige Behauptungen vor allem um das WM-Finale 2018 herum laut - Frankreich spielte gegen Kroatien, und nicht nur die kroatischen Fans machten viel Gewese darum, dass hier Kroatien gegen ein gemischt-nationales Team spiele, eine Nationalmannschaft gegen eine internationale Auswahl.   Aber stimmt das tatsächlich? Wie viele Afrikaner - oder ganz allgemein Nicht-Franzosen - spielten im WM-Kader 2018 für Frankreich?   Zwei Punkte gleich vorweg: 1. Natürlich sind alle Spieler im französischen Kader juristisch g...

IRRTUM: "Tor für Deutschland" ist ein gängiger Fluch in Brasilien

Im Halbfinale der WM 2014 im eigenen Lande wurde Brasilien bekanntermaßen in einem Jahrhundertspiel von der deutschen Nationalmannschaft mit 7:1 abgeschossen – eine der höchsten Niederlagen Brasiliens überhaupt, die höchste Niederlage, die es je in einem WM-K.O.-Spiel gegeben hatte und die höchste WM-Niederlage eines Gastgebers aller Zeiten. Kurz, ein spektakuläres Debakel aus brasilianischer Sicht. Natürlich hat sich das Spiel in beiden Ländern stark in der Fußball-Erinnerungskultur eingeprägt, bis heute wird immer wieder daran erinnert. Und in Deutschland tauchen dann immer wieder zahlreiche kleine Geschichten darüber auf, wie Brasilien dem Desaster ironisch oder wehmütig gedenkt – etwa mit dem Craft-Beer „7:1“, das sieben Zutaten aus Deutschland und brasilianisches Wasser enthält… Eine der beliebtesten Anekdoten, auch in seriösen Medien, ist die, gol da alemanha („Tor für Deutschland“) sei mittlerweile in die brasilianische Umgangssprache eingegangen und werde ausgerufen, wenn jem...